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In Koalitionsverhandlungen das Soziale nicht vergessen

11.03.2025  | Tags: Pressemitteilungen, SkF Gesamtverein, Politik, Koalitionsverhandlungen, Koalitionsvertrag, Chancengleichheit, Schutz vor häuslicher Gewalt, bezahlbarer Wohnraum, Sozialdienst katholischer Frauen, Stadt Würzburg

SkF nennt Forderungen für ein besseres Leben von Frauen, Kindern und Familien

Eine Pressemitteilung des SkF Gesamtverein

Dortmund, 11. März 2025. „Chancengleichheit für alle Kinder, Schutz vor häuslicher Gewalt und bezahlbarer Wohnraum sind zentrale Themen, die in den anstehenden Koalitionsverhandlungen nicht vergessen werden dürfen“, fordert Yvonne Fritz, Vorstand des Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Gesamtverein.

Die Herausforderungen der weltpolitischen Lage dürften nicht dazu führen, die Probleme im Land zu übersehen. „Noch immer sind Kinder und Jugendliche aus Familien in prekären Lebenslagen in ihren Teilhabe- und Bildungschancen massiv benachteiligt. Bezahlbarer Wohnraum, vor allem in Städten, entwickelt sich zu einem Luxusgut, der viele Familien in wirtschaftliche Not bringt. Und noch immer erhalten viele Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt geworden sind, keinen ausreichend Schutz vor dem gewalttägigen Partner“, so Fritz.

Der SkF formuliert in einem dreiseitigen Papier zentrale Themen, die aktiv von der Politik angegangen werden müssen, um die Situation von Frauen und Familien in schwierigen und belasteten Situationen nachhaltig zu verbessern. „Alle Investitionen in Kinder und Jugendliche sind Investitionen in die Zukunft. Daran wollen wir die Koalitionäre erinnern.“

Die Hinweise des SkF zu den Koalitionsverhandlungen finden Sie auf der Homepage des SkF-Gesamtverein hier.

SkF Hinweise zum Koalitionsvertrag.pdf

Pressemitteilung.pdf des SkF-Gesamtvereins

Ergänzende Pressemitteilung aus dem SkF Würzburg zu den Forderungen des SkF-Bundesverbands zum Koalitionsvertrag

Die Forderungen unseres Bundesverbands betreffen uns auch im SkF-Ortsverein in Würzburg. Seit unserer Gründung 1909 setzen wir uns vor Ort für Frauen, Kinder und Familien ein. Sowohl in unseren Jugendhilfeeinrichtungen, unserem Frauenhaus und unserer Mutter/Vater-Kind-Einrichtung als auch in unseren Beratungsstellen und offenen Einrichtungen sind unsere Mitarbeiter:innen täglich mit den in der Pressemitteilung benannten Themen und Problemen konfrontiert. 
Daher unterstützt der SkF Würzburg die Forderung seines Bundesverbands ausdrücklich.

Beispiele aus dem SkF Würzburg:

Existenzsicherung von Frauen
In unserem Beratungsdienst JEB – Junge Eltern und Berufsausbildung unterstützen und begleiten wir seit 2008 junge Mütter und Väter erfolgreich auf dem Weg in eine und während der Berufsausbildung.
Der Weg raus aus dem Transferleistungsbezug hin zu einer eigenständigen unabhängigen Existenzsicherung durch eine qualifizierte Ausbildung ist für die Ratsuchenden (mehrheitlich) Frauen Triebfeder, die sie auch in schwierigen Phasen nicht aufgeben lässt.

Gleiche Chancen für alle Kinder
Wir nehmen Kinder und Jugendliche von der Geburt bis ins junge Erwachsenenalter seit jeher ganz besonders in den Blick. Die meisten unserer Dienste und Einrichtungen im SkF Würzburg sind Dienste in der Kinder- und Jugendhilfe.
Ob in der offenen Jugendarbeit (SPIELI, JUZ Zellerau, Kinder- und Jugendfarm), der (teil-) stationären Jugendarbeit (Heilpädagogische Tagesstätte, Therapeutisches Heim Sankt Joseph, Mutter/Vater-Kind-Einrichtung), der Bildungsarbeit (Elisabeth-Weber-Schule, Familienstützpunkte) oder der Beratungsarbeit (Erziehungs- und Familienberatung, Aufsuchende Erziehungsberatung) ist es unser Ziel, Kinder und Jugendliche bestmöglich zu fördern.

Wohnungslosigkeit und Armut durch zu hohe Wohnkosten verhindern
Auch in Würzburg sind bezahlbare Wohnungen Mangelware. Ein Problem, das sich daraus ergibt, ist, dass Frauen (mit oder ohne Kinder), die im Frauenhaus Schutz vor häuslicher Gewalt suchen, hier viel zu lange verweilen müssen, da sie keine bezahlbare Wohnung finden.
Das wiederum hat zur Folge, dass akut bedrohte Frauen, die Schutz suchen nicht aufgenommen werden können, da die Frauenhausplätze begrenzt sind und nicht ausreichen.

Beratung und Unterstützung von (schwangeren) Frauen und ihren Familien rund um Fragen der Reproduktion, in Krisen und im Leben mit ihrem Kind bis zum dritten Lebensjahr.

2024 wurden in der Würzburger Schwangerschaftsberatungsstelle im SkF 1499 ratsuchende Frauen und Männer in der Einzelfallhilfe beraten. Mehr als 400 Schüler:innen nahmen das Angebot der Gruppenarbeit zur Sexuellen Bildung war. Die Beratungen finden face-to-face, telefonisch und online im Rahmen des Blended Counseling statt.
Die Kolleginnen in der Stelle berichten, 
•    dass die einzelnen Beratungsfälle an Komplexität zunehmen und die Problemlagen sich verschärfen.
•    die Veränderungen in der Gewährung von finanziellen Leistungen (Elterngeld, Familiengeld) rund um Schwangerschaft und Geburt zu Verunsicherung von (werdenden) Eltern führen. 
•    die Wohnraumsituation in Stadt und Landkreis Würzburg, Main-Spessart sowie Kitzingen sich weiterhin besonders für Familien mit mehreren Kindern und Menschen mit Migrationshintergrund verschärfen. 
•    die weiterhin lange Bearbeitungsdauer von sozialrechtlichen Anträgen vor allem bei Wohngeld in der Stadt Würzburg (aktuell 12 Monate Wartezeit), zu finanziellen Engpässen und existenziellen Notlagen bei den Ratsuchenden führt.

Gewaltschutz
Das Frauenhaus SkF Würzburg konnte im vergangenen Jahr 139 Frauen und deren Kinder nicht aufnehmen, weil es an Plätzen mangelte. Die Zahlen des Bundeslagebildes sind alarmierend: 2023 wurden in Deutschland 360 Frauen ermordet, zudem gab es 938 versuchte Femizide.
Umso wichtiger ist das neue Gewalthilfegesetz, das nach intensiven politischen Verhandlungen verabschiedet wurde – ein Meilenstein im Schutz von Frauen und Kindern vor häuslicher Gewalt.
Mit dem Gesetz erhalten betroffene Frauen und Kinder erstmals einen bundesweiten Rechtsanspruch auf Schutz und Unterstützung. Das bedeutet: mehr finanzierte Frauenhäuser, bessere Beratungsangebote und gesicherte Mittel für Hilfsmaßnahmen. Der Bund stellt bis 2036 insgesamt 2,6 Milliarden Euro bereit, um den Gewaltschutz nachhaltig zu verbessern.
Das Gewalthilfegesetz setzt ein starkes Signal im Kampf gegen häusliche Gewalt. Entscheidend ist nun die zügige und wirkungsvolle Umsetzung. Wir appellieren daher an die Koalitionspartner, das Gesetz schnell auf den Weg zu bringen und den Schutz von Frauen konsequent zu stärken.

Soziale Infrastruktur
Der Sozialdienst katholischer Frauen e.V. ist seit mehr als 115 Jahren ein verlässlicher Ansprechpartner für die Menschen in Würzburg und Umgebung. Mit seinen heute rund 20 verschiedenen Diensten und Einrichtungen bietet er Anlaufstellen und professionelle Beratung und Unterstützung bei zahlreichen Fragestellungen und Problematiken. Er übernimmt damit soziale Verantwortung und Aufgaben im Auftrag von Gesellschaft, Staat und Kirche.
Zur langfristigen flächendeckenden Absicherung als unabhängige, niedrigschwellige Anlaufstelle für Ratssuchende benötigt er ergänzend zur Finanzierung aus Kirchensteuermitteln eine staatliche Refinanzierung als Regelfinanzierung im Sozialgesetzbuch.

Foto: andreas gruhl/AdobeStock